Erinnern in Israel
Der Umgang mit dem Holocaus im „jüdischen Staat“
Vortrag&Film
Yad Vashem ist eine der bekanntesten Holocaust-Gedenkstätten. In einem Vortrag wird die Geschichte der Gedenkstätte in Israel erläutert. Dazu die Dokumentation „wir sind alle zweite Generation…von irgendwas“, eine Auseinandersetzung mit der 2. und 3. Generation im Staat Israel, auf denen eine schwierige und komplexe Bürde lastet.
Am nächsten Freitag, den 24. Februar um 20:00 Uhr im Infoladen, Leostr. 75
Der böse Extremismus
Vortrag mit anschließender Diskussion
Kaum ein Tag vergeht, an dem in Medien nicht über „Extremismus“ berichtet wird. Mit jedem Verfassungsschutzbericht wird der Begriff zur Einordnung und Bewertung von linken wie rechten „Extremisten“ wiedergekäut. Der Extremismusbegriff hat sich zur Formel für alles entwickelt, was nicht einer aufrechten „Mitte der Gesellschaft“ zugerechnet werden soll.
Der Begriff des Extremismus ist aus dem politischen Diskurs um Nazis, Islamisten oder Linksradikale nicht mehr wegzudenken. Doch was genau bedeutet eigentlich „Extremismus“? Wie hat sich der Begriff entwickelt, wie ist er zum festen Bestandteil unserer Diskussion um vermeintliche „Ränder“ unseres politischen Spektrums geworden? Ab wann ist man „ExtremistIn“? Und warum finden viele diesen Begriff so unzutreffend? Diese Fragen sollen in Form eines kurzen Vortrags beantwortet werden.
Am nächsten Freitag, den 10. Februar um 20:00 Uhr im Infoladen, Leostr. 75
Kontakte der NSU nach OWL?
Die Süddeutsche Zeitung berichtet in ihrer gestrigen Ausgabe über die Zwickauer Naziterror-Zelle NSU und deren Anschlagspläne. Demnach gebe es Hinweise darauf, dass auch in der Region Ostwestfalen-Lippe mögliche Mordopfer ausgekundschaftet worden sind. Die Ermittler fanden insgesamt sechs Stadtpläne, in denen relevante Orte markiert waren, darunter auch Bielefeld und Paderborn. Genauer heißt es in dem Artikel:
Am 3. April druckten sie auch Pläne und Detailkarten von vier Städten aus, die nicht weit von Dortmund entfernt liegen: Hamm (42 Kilometer), Münster (58 Kilometer), Paderborn (107 Kilometer) und Bielefeld (116 Kilometer). Auch für diese Städte gab es Adresslisten möglicher Ziele. Manche waren mit einem gelben Smiley mit Sonnenbrille markiert. In der Regel befanden sich islamische Zentren, Kulturvereine oder der jeweilige Flüchtlingsrat auf den Listen.
Es gibt ein paar örtliche Besonderheiten: In Bielefeld gehörte die „Interessengemeinschaft der mit Ausländern verheirateten Frauen“ dazu, in Paderborn die „Gemeinschaft zur Errichtung eines islamischen Friedhofs“ (…).
Noch nicht geklärt ist derweil, inwieweit die rechtsextreme NSU Unterstützung aus der regionalen Neonazi-Szene bekommen hat – und welche Rolle der Bielefelder Staatsschutz gespielt hat.
Am Freitag: Graue Wölfe heulen wieder
Der verlängerte Arm des türkischen Nationalismus
Vortrag mit anschließender Diskussion
Der türkische Nationalismus gehört in der Türkei zur Staatsdoktrin. Nach dem Untergang des Osmanischen Reiches versuchte die türkische Republik eine einheitliche Nation zu schaffen. Schon die Jungtürken wollten vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges das Osmanische Reich reformieren und während des Weltkrieges vollendete Tatsachen schaffen. Der Genozid an den Armeniern ist ein Beleg dafür.
Der türkische Nationalismus ist ein Ergebnis des Zusammenbruches des Vielvölkerreichs und der Unabhängigkeitsbestrebungen der Nicht-Türken, aber auch die Sehnsucht der Jungtürken nach alter imperialer Größe in einem türkisch-nationalen Gewand. In der Gegenwart wird der türkische Nationalismus aus den innertürkischen Konflikten genährt.
Die Niederlage im Ersten Weltkrieg zerstörte den Größenwahn der Jungtürken und führte zur Besetzung des Osmanischen Reiches. Mit dem von Mustafa Kemal (später Atatürk) gewonnenen Unabhängigkeitskrieg konnte die Türkische Republik gegründet und die Wandlung in einen Nationalstaat vollendet werden.
Mit Alparslan Türkes kehrte der türkische Nationalismus in seinem Größenwahn zurück. Antikommunismus, Antisemitismus und ab den 1980er Jahren antikurdische Hetze, sind wichtige Stützpfeiler der von Alparslan Türkes gegründeten MHP (Partei der Nationalen Bewegung) und der Grauen Wölfe. Auch wenn die MHP der Türkei heutzutage bürgerlicher und gemäßigter daherkommt, versuchen sie stets weiterhin ihre nationalistische Ideologie an die Menschen zu vermitteln.
Die nationalistische Ideologie übt u.a. durch die Anschläge in Solingen oder Mölln unter den türkischen Jugendlichen in Deutschland eine anziehende Faszination aus. Im Gegensatz zu früher werben die Ideologen durch mehr Freizeitangebote. Allein in NRW gibt es ca. 70 sogenannte Kultur- und Idealistenvereine.
Am nächsten Freitag, den 03. Februar um 20:00 Uhr im Infoladen, Leostr. 75
Die Revolten im Maghreb und der europäische Kampf gegen Migration
Diskussionsveranstaltung mit Helmut Dietrich
Ort: Paderborn, Kulturwerkstatt (Cafeteria), Bahnhofstr. 64
Als im Januar letzten Jahres mit den Unruhen in Tunesien das begann, was heute bereits als „arabischer Frühling“ in die Geschichte eingegangen ist, war noch nicht klar, welchen Ansteckungseffekt auf die gesamte Region damitverbunden war.
In Algerien, Ägypten, im Jemen, Bahrain, Libyen und Syrien setzten sich die Menschen gegen diktatorische und autokratische Machthaber teils mit Erfolg zur Wehr, und die Auseinandersetzungen dauern weiter an.
Welche Bedingungen waren nötig, damit die Aufstände sich verbreitern und wirkmächtig werden konnten? Neben der Organisierung über facebook und twitter waren dies vor allem ein dichtes Geflecht an Alltagsbeziehungen sowie eine jahrelange Streikbewegung mit ersten Versuchen autonomer Gewerkschaftsorganisierung.
Die Unruhen zielen langfristig auf gerechte und würdige Lebensverhältnisse innerhalb der arabischen Gesellschaften, aber auch auf ein verändertes, nicht länger von Ungleichheit und Abhängigkeit geprägtes Verhältnis zu Europa und Nordamerika. Die Migration nach Europa ist durch die Kriminalisierung der freien Ausreise in Nordafrika, durch Visa-Bestimmungen und die Jagd auf Illegalisierte durch FRONTEX stark blockiert. Das Mittelmeer bei Gibraltar und zwischen Tunesien und Süditalien ist zum größten Massengrab der euromediterranen Nachkriegsgeschichte geworden. Das Projekt EU-Europa scheitert: vom Süden her.
Auch innerhalb Europas rumort es, die Krisen-Proteste in Griechenland, Spanien, Italien und Portugal beziehen sich direkt auf die Unruhen in der arabischen Region. Es kommt zu verstärkten transkontinentalen Vernetzungen wie dem Projekt „Boats 4 People – Schiffe der Solidarität“, das im April starten soll.
Der Referent Helmut Dietrich ist Sozialwissenschaftler und hat von 2006 bis 2010 als Dozent an Universitäten in Tunesien und Algerien gearbeitet.
Veranstalterinnen: ausbrechen (Ex-Bürengruppe), BDP-Infoladen, Projektbereich EineWelt an der Uni Paderborn, Freies Radio Paderborn, Linkes Forum Paderborn
In Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW
Am kommenden Dienstag den 31. Januar um 19:00 Uhr in der Kulturwerkstatt Paderborn
Nächsten Freitag: Kriegsfotografie
Vortrag
Mit der Erfindung der Fotografie im 19. Jahrhundert wurde das ‚Sehen‘ und auch das ‚Erinnern‘ grundlegend verändert. Es schien als gäbe nun es ein Medium was die Wirklichkeit ‚so wie sie ist’ abbilden könnte. Mit dieser Mission vor Augen machten sich im 19. Jahrhundert erste Fotograf_innen auf, das Elend des Krieges zu dokumentieren.
Heute im digitalen Zeitalter sind Fotografien keine mystischen Wunderwerke mehr, sondern gehören zum Alltag. Bilder des Schreckens überfluten die Nachrichtenkanäle, das Internet, die Zeitschriften. Was vor allem können oder sollen „Bilder des Schreckens“ (Susan Sontag) in einer Kultur bewirken, in der sie mit einem Click wieder verschwunden sind?
Der Vortrag wird einen kurzen Abriss über die Entwicklung von Kriegsfotografie geben und dabei die Frage der Moral und des Sinns von Fotografie – auch aktuell – zur Diskussion stellen.
Am kommenden Freitag, den 27. Januar um 20:00 Uhr im Infoladen, Leostr. 75
Frauen in der Migration
Wem nützt der Kampf gegen Zwangsprostitution?
Diskussionsveranstaltung mit Rosina Juanita Henning
Seit November 2011 sind erstmals weibliche Abschiebehäftlinge in der JVA Büren untergebracht. Zynisch ließ der JVA-Leiter Strohmeier verbreiten, die Frauen wären besonders geschützt und insbesondere Opfer von Zwangsprostitution in Haft gut aufgehoben.
Mindestens zwei Drittel der in Deutschland arbeitenden Prostituierten sind Migrantinnen. Einer weit verbreiteten Sichtweise zufolge sind sie mehrheitlich „Zwangsprostituierte“, die in „sklavereiähnlichen Verhältnissen“ leben.
Der Kampf gegen „Zwangsprostitution“ und „Frauenhandel“ ist nicht nur gegen Prostitution als solches gerichtet, sondern schreibt Migrantinnen im öffentlichen Bewusstsein eine Opferrolle zu und bedient so die patriarchalische Grundausrichtung des europäischen Establishments mit ihren tradierten Vorbehalten gegen jede eigenständige weibliche Migration.
Wie und warum kommen Prostitutionsmigrantinnen? Was passiert eigentlich täglich im Prostitutionsgewerbe? Wie viel Menschenhandel gibt es in Deutschland? Wem nützt der Kampf gegen Zwangsprostitution?
Die Referentin ist Sprecherin von Dona Carmen, einem Verein für soziale und politische Rechte von Prostituierten in Frankfurt am Main. Die Organisation betreibt eine Beratungsstelle am Frankfurter Hauptbahnhof und lehnt eine institutionelle Zusammenarbeit mit der Polizei ab. Sie gibt seit 1999 mit La Muchacha die einzige Prostituiertenzeitung in Deutschland heraus.
Veranstalterin: ausbrechen (Ex-Bürengruppe)
Am nächsten Freitag, den 13. Januar um 20:00 Uhr im Infoladen, Leostr. 75
Burma VJ
Film&Diskussion
Myanmar, ehemals Burma, wurde bis zum 4. Februar 2011 von einer Militärregierung beherrscht, die seit 1988 jeglichen Versuch einer Demokratie z.T. blutig niederschlug. Burma VJ dokumentiert die wohl größten, gewalttätigsten und zugleich schockierendsten Ausschreitungen des Südostasiatischen Landes. Das Besondere dieser Aufstände war, dass sie von buddhistischen Mönchen und Nonnen angeführt wurden, denen sich bald Zivilisten aller „Schichten“ anschlossen. Anders als in der Vergangenheit schritt das Militär, wahrscheinlich auch aus Respekt vor den Geistlichen, nicht ein. Am 25. September 2007 entschied sich das Militär doch einzugreifen und griff BürgerInnen, StudentInnen, JournalistInnen, sonstige AktivistInnen und vor allem auch zahlreiche Tempel an. Offiziell sollen „nur“ zehn Menschen ums Leben gekommen sein – die Dokumentation Burma VJ zeigt, dass es mehr waren. Der Film der freien Journalistenvereinigung Democratic Voice of Burma, die eine Innenansicht der Geschehnisse von 2007 liefern und den World Cinema Documentary Editing Award auf dem Sundance Film Festival 2009 gewonnen haben, macht es möglich, eine der interessantesten und zugleich schockierendsten Protestbewegungen des letzten Jahrzehnts von Anfang an mitzuverfolgen.
Am nächsten Freitag, den 06. Januar um 20:00 Uhr im Infoladen, Leostr. 75
The Coca-Cola Case
Film&Diskussion
Dass Coca Cola nicht nur zuckersüß ist, zeigt dieser endrückliche Film über Blut, Tränen und Limonade. Abfüllfabriken in Kolumbien, Guatemala und der Türkei, in denen die Menschenrechte mit Füßen getreten werden, mutmaßliche Kidnappings, Folter und Ermordungen von Gewerkschaftsführern. Gutierrez und Garcia ist mit The Coca Cola Case eine packende Dokumentation gelungen, die einen fahlen Nachgeschmack hinterlässt.
Am kommenden Freitag, den 16. Dezember um 20:00 im Infoladen, Leostr. 75