Kommenden Freitag: „Aufstand der Armen“

Freitag, 21. Januar 2011 um 19.00 Uhr

Aufstand der Armen

Perspektiven sozialer Protestbewegungen

Vortrag von Christian Frings.

Christian Frings stellt mit „Aufstand der Armen“ von Frances Fox Piven und Richard A. Cloward eine Studie vor, die eine Art Drehbuch sozialer Kämpfe ist: Die beiden Soziologen zeichnen anhand verschiedener US-amerikanischer Massenbewegungen beispielhaft nach, unter welchen Bedingungen sich soziale Kämpfe entwickeln können. Die Thesen des Buches sind auch heute noch – oder wieder – aktuell, weil sie die Frage aufwerfen, wie es in der aktuellen Krise zu sozialen Kämpfen kommt.

Zwischen September 2008 und März 2009:
Das Finanzsystem des globalen Kapitalismus hatte seinen schwersten Crash seit dem Weltkrieg erlebt und die Herrschenden standen sichtlich ratlos vor ihrem ökonomischen Scherbenhaufen. Die großen Fragen nach dem Ende des Kapitalismus und einer alternativen gerechteren und vernünftigen Weltgesellschaft wurden wieder diskutiert – in der Hoffnung, dass die Krise auch zu radikalen sozialen Kämpfen führen würde. Weltweit hat die Krise einige beachtliche Kampfzyklen angestoßen, zu deren Eindämmung in panischer Hektik Rettungspakete und Stabilisierungsprogramme lanciert wurden. Aber in Deutschland blieb es erstaunlich ruhig. Seit März 2009 ging es an der Börse wieder bergauf und mit einem gigantischen Kurzarbeits- und Abwrackprogramm versuchte die Regierung die Krisenfolgen abzufedern.

Wie kommt es überhaupt zu sozialen Kämpfen oder warum war der Zulauf zu den „Krisen-Demos“ in Deutschland so gering?
Die US-amerikanischen Soziologen Frances Fox Piven und Richard A. Cloward, selbst aktiv in der Bewegung von SozialhilfeempfängerInnen in den 60er Jahren, suchen in ihrem 1977 geschriebenen Buch „Aufstand der Armen“ nicht nach abstrakten Antworten auf solche Fragen. Sie untersuchen vier große soziale Protestbewegungen in den USA, davon zwei während der Großen Depression nach dem Crash von 1929: Die Kämpfe von Arbeitslosen in den USA, die mit dem angeblichen Erfolg des „New Deals“ schnell wieder in Vergessenheit gerieten und deren Dramatik heute kaum noch bekannt ist; und die Entstehung einer völlig neuen Arbeiterbewegung, ausgehend von den modernen MassenarbeiterInnen in den Autofabriken Detroits. Anhand dieser Bewegungen analysieren sie, mit welcher eigenen und ungeplanten Dynamik sich solche geschichtsträchtigen Massenproteste entfalteten, warum sie nur für kurze Zeit existierten, aber sehr wohl etwas verändern konnten, und welche problematische Rolle die gerade von Linken damit verknüpften Organisierungsprojekte gespielt haben.
Auf der Veranstaltung sollen einige dieser Kämpfe genauer dargestellt werden – und die Schlüsse, die sich aus der Analyse von Piven und Cloward ziehen lassen. Um einen besseren Eindruck von den damaligen, aber für heute durchaus aufschlussreichen Bewegungen vermitteln zu können, werden wir den Vortrag mit kurzen Ausschnitten aus dokumentarischen Filmaufnahmen auflockern.
Christian Frings (Köln) beschäftigt sich seit längerem mit den globalen Klassenkämpfen, arbeitete an der Übersetzung des Buchs von Beverly J. Silver „Forces of Labor. Arbeiterbewegungen und Globalisierung seit 1870“ mit und empfahl in der Zeitschrift „express“ das Buch „Aufstand der Armen“ als einen höchst aktuellen Beitrag zur Diskussion um die Perspektive von sozialen Kämpfen in der Krise: „Geschichte wird gemacht – aber wie? ‚Aufstand der Armen’ – neu gelesen“

Das Buch gibt es online unter http://www.who-owns-the-world.org/wp-content/uploads/2010/01/Piven-Cloward_Aufstand_der_Armen.pdf

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