RABATZ – und der böse Blick

Pressemitteilung

Am 9. Januar 2014 findet um 10 Uhr erneut eine Gerichtsverhandlung vor dem Amtsgericht Paderborn, Saal 100, gegen den RABATZLER Frank Gockel statt. Dieses Mal geht es um den Vorwurf der Beleidigung und des „demonstrativen Schauens“.

Im Herbst 2007 wurde in Paderborn ein altes Bahngebäude besetzt und als autonomes Kulturzentrum umgestaltet. Nach der Räumung am 07.11.2007 gab es viele Strafverfahren, die mit wenigen Tagessätzen oder Freisprüche endeten. Unter anderem musste sich Frank Gockel, Sprecher der RABATZER, sich sieben Mal vor dem Gericht verantworten und wurde insgesamt zu einer Geldstrafe von 900 Euro verurteilt.

Nun steht erneut ein Verfahren gegen Gockel an. Am nächsten Donnertag wird vor dem Amtsgericht verhandelt, ob er auf eine Demonstration im Rahmen der RABATZ-Aktionen das Wort „Bulle“ in einem Redebeitrag gesagt haben soll.
Außerdem soll er auf der Demonstration demonstrativ Polizeibeamte angesehen haben.

Es ist fraglich, ob Gockel den Begriff „Bulle“ tatsächlich benutzt hat, nur einer der zahlreich eingesetzten Beamten will das Wort gehört haben. Aber selbst wenn, wäre zu klären, in welchen Kontext es geschehen ist und ob es sich überhaupt um eine Beleidigung handelt. Zu der Frage des demonstrativen Schauens sagt Gockel: „Ich dachte, eine Verurteilung wegen „dem bösen Blick“ gäbe es seit der Hexenverfolgung nicht mehr. Ich hoffe, dass Paderborn nicht im Mittelalter stehen geblieben ist.“

Gockel vermutet, dass der Grund tiefer liegt. Durch seine politischen Aktivitäten und auch die streitbare Art der Prozessführung ist er der Staatsanwaltschaft ein Dorn im Auge. Ein solches Verfahren wäre gegen eine andere Person wohl kaum betrieben worden, glaubt Gockel. Er rechnet für das anstehende Verfahren allerdings damit, freigesprochen zu werden.

Wir rufen dazu auf, dem Prozess beizuwohnen, um Solidarität zu zeigen! Kommt zahlreich!

Bread and Roses

Film
Maya (Pilar Padilla) hat sich von einer Schlepperbande „illegal“ von Mexiko in die USA schleusen lassen und arbeitet für einen Hungerlohn als Reinigungskraft. Gemeinsam mit dem unkonventionellen Gewerkschaftsfunktionär Sam (Adrien Brody) gelingt es ihr, die eingeschüchterten Kolleg_innen nach mehreren Anläufen schließlich zum Widerstand gegen die Arbeitsbedingungen zu bewegen. Dennoch ist der Film kein „Märchen“, sondern zeigt die privaten und politischen Brüche, Widersprüche und Konflikte, die sich aus den gesellschaftlichen Zwängen ergeben.
Inspiriert ist der Film von der Kampagne „Jusitice for Janitors“, die es in den 1990er Jahren in den USA tatsächlich geschafft hat, die prekär beschäftigten Reinigungskräfte zu organisieren und erfolgreiche Arbeitskämpfe zu führen.

Wie in anderen Filmen hat der britische Star-Regisseur Ken Loach auch hier einige Rollen mit Menschen aus der Kampagne und Putzkräften besetzt.

Freitag, 15. November 2013 um 20:00 Uhr im Infoladen, Leostr. 75

Krieg beginnt hier – war starts here

Mehrere hundert Menschen haben in diesem und im letzten Jahr an antimilitaristischen Camps und den Aktionen gegen das Gefechtsübungszentrums Altmark (GÜZ) in der Colbitz-Letzlinger Heide bei Magdeburg teilgenommen. Auf dem 230 qkm großen Gelände wird Krieg mit hochgerüsteter Technik und lasersimulierten Waffensystemen geübt und vorbereitet. Alle deutschen Soldat_innen bereiten sich hier auf den Auslandseinsatz vor, kurz bevor sie nach Afghanistan oder in den Kosovo gehen. Seit Herbst 2012 wird auf dem Truppenübungsplatz zudem eine komplette Großstadt gebaut. In dem so genannten „Urbanen Kampfzentrum Schnöggersburg“ werden zukünftig Soldat_innen verschiedener NATO-Staaten Krieg und Aufstandsbekämpfung in den Städten und Metropolen dieser Welt trainieren.

Im Aktionskreis Freie Senne haben sich Menschen rings um den Truppenübungsplatz Senne organisiert, um für eine Senne jenseits von Kriegsübungen einzutreten. Fast jeder britische Soldat, der in Paderborn, Herford oder Gütersloh stationiert ist, hat im Irakkrieg an der Seite von US-Truppen in der „Koalition der Willigen“ gekämpft oder wird turnusmäßig nach Afghanistan verlegt. Für diese Kriege übte und übt die britische Armee auf dem größten Teil des Truppenübungsplatzes Senne – ein kleinerer Teil bei

Augustdorf wird von der Bundeswehr zum Kriegstraining verwendet. In Kampfdörfern auf dem Truppenübungsplatz trainiert die britsche Armee intensiv und realitätsnah den Häuserkampf gegen die aufständische Bevölkerung in Afghanistan.

In der Veranstaltung am Freitag, den 8.11. um 20:00 im BDP-Infoladen an der Leostraße 75 in Paderborn, berichten Teilnehmer_innen der antimilitaristischen Camps gegen das Gefechtsübungszentrums Altmark über die vielfältigen friedensschaffenden Aktionen und stellen die Kampagne „war starts here“ vor. Mitglieder des Aktionskreises Freie Senne informieren über ihre Arbeit. Gemeinsam wird diskutiert, was hier in der Region um den Truppenübungsplatz Senne an antimilitaristischen Aktivitäten möglich ist.

Freitag, den 08. November 2013 um 20:00 Uhr im Infoladen, Leostr. 75

Pressemitteilung vom 25.10.2013

Sehr geehrte Damen und Herren der Presse,

Am vergangenen Freitag, den 18.10.2013 wurde der BDP Infoladen Paderborn, in der Leostraße 75, von Neonazis angegriffen.

Nach einer Informationsveranstaltung zum Thema Gewalt und der daran anknüpfenden Diskussion befanden sich gegen 22:15 Uhr noch einige Menschen im BDP Infoladen. Gestört wurde die noch anhaltende Diskussion durch das Werfen des Informationsaufstellers, der sich während der Öffnungszeiten draußen befindet, gegen die Fensterscheibe, die sich rechts neben der Tür befindet. Die Scheibe hielt dem Aufprall aber zum Glück stand. Daraufhin verließen drei der Anwesenden den Laden, um nach der Ursache zu sehen. Draußen befand sich eine Gruppe von acht männlichen Nazis im Alter von ca. 18 – 25 Jahre, die Teilweise Fanartikel des SC Paderborn trugen und die Anwesenden mit “Sieg Heil“ begrüßten. Weitere AngreiferInnen wurden auf Grund von weiteren rassistischen Rufen unter der kleinen Unterführung gegenüber dem Infoladen vermutet. Die acht Nazis gingen anschließend auf die drei BesucherInnen los, dabei warfen die Angreifer ein Fahrrad und eine Flasche nach ihnen und versuchten sie mit Schlägen und Tritten zu treffen. Bevor die alarmierte Polizei eintraf, “verabschiedeten“ sich die Angreifer mit Parolen wie “wir sehen uns in Auschwitz wieder!“ und “wir kommen mit 10 Mann mehr wieder!“.
Ein kaputtes Fahrrad und zwei verletzte Personen sind bei der eintreffenden Polizei zur Anzeige gebracht worden.

Im Vergleich zu älteren Übergriffen ist bei diesem letzten auffällig, dass er während der regulären Öffnungszeiten stattgefunden hat. Die AngreiferInnen haben also wissentlich Personenschäden in Kauf genommen oder wollten diese wahrscheinlich sogar provozieren. Dieses stellt eine erschreckende Erhöhung der Gewaltbereitschaft der Paderborner Nazis dar.

Für weitere Nachfragen stehen wir Ihnen gerne per E-Mail unter „infoladen.​paderborn@​riseup.​net“ zu Verfügung.

20 Jahre Ferien vom Krieg

1994 – also während der blutigen Kämpfe im ehemaligen Jugoslawien – organisierten Hanne und Klaus Vack für Kinder, die in Kellern oder Notunterkünften hausten, zwei Wochen Ferien am Meer. Ein bosnischer Junge schrieb begeistert: „Dass Frieden so schön sein kann, habe ich nicht gewusst.“

Die Freizeiten im ehemaligen Jugoslawien
Nach dem Waffenstillstand waren die Grenzen zwischen den verfeindeten neuen Ländern hermetisch geschlossen. Die internationalen Helfer und Politiker hielten gemeinsame Freizeiten für undenkbar und rieten wegen der Gefährdungen davon ab. Mit Hilfe vieler ehrenamtlicher UnterstützerInnen gelang es in den folgenden Jahren, tausende Kinder und Jugendliche aus den verfeindeten Teilen Bosniens, aus Kroatien und Serbien zu gemeinsamen Ferien einzuladen. Auch gemischte Gruppen von albanischen, serbischen und Roma-Kindern aus dem Kosovo waren lange undenkbar.
In Mazedonien schrieb die Presse vom „Wunder in Ohrid“, als dort die Kinder und Jugendlichen gemeinsam Ferien machten, während ihre Väter im Norden des Landes gegeneinander kämpften.
Inzwischen organisieren ehemalige TeilnehmerInnen selbstständig Camps und Veranstaltungen, überschreiten die (unsichtbare) Grenze, wo das noch ein Tabu ist, oder haben mit einem Videoclip eine gesellschaftlich relevante Auseinandersetzung initiiert.
Im Sommer 2013 haben wir wieder ca. 300 Jugendliche aus dem ehemaligen Jugoslawien ans Meer eingeladen.

Dialogseminare für Junge Erwachsene aus Israel und Palästina
Diese Erfahrungen ermutigten uns, die Aktion Ferien vom Krieg auf den Nahen Osten auszuweiten.
Nach der erneuten Eskalation der Gewaltspirale im Nahen Osten war es im Jahr 2001 nicht leicht, auf beiden Seiten Initiativen zu finden, die noch am Dialog interessiert waren. Die oppositionelle Friedensbewegung in Israel arbeitet für die rechtliche Gleichstellung der palästinensischen Minderheit in Israel (48er) und für ein Ende der Besatzung. Ein breiter Dialog mit der anderen Seite steht nicht auf der Tagesordnung.
Doch auch von palästinensischer Seite gab es von Beginn an Einwände. Der Dialog auf Augenhöhe verfälsche den Blick auf die Realität. Es gebe eben keine gleichen Rechte, sondern nur koloniale Machthaber und gewaltsam Unterdrückte.
In jüngster Zeit wird die „Normalisierung“ der Beziehungen mit dem „Verrat am Leiden des palästinensischen Volkes“ gleichgesetzt. „Normalization“ ist nun ein Schimpfwort.
Die meisten jungen Erwachsenen aus Israel und Palästina (Westbank), die dennoch zu den Begegnungen kommen, hatten nie zuvor persönlichen Kontakt zur anderen Seite. Viele der 925 jungen Israeli kamen in den letzten Jahren, auch gegen den Rat ihrer Familien, nach Deutschland, um ausgerechnet hier „den Terroristen“ zu begegnen. Viele der 925 PalästinenserInnen aus der Westbank passierten die Checkpoints oder umgingen sie auf gefährliche Weise, um „ihren Besatzern“ zu begegnen, die sie nur mit Gewehren an Checkpoints oder von nächtlichen Razzien in ihren Häusern kennen. Auf beiden Seiten kann die Teilnahme bedrohliche Folgen haben.

Ferien vom Krieg 2013

Auch im Sommer 2013 trafen sich zwei Gruppen mit jeweils 60 Teilnehmern aus Israel und Palästina für jeweils zwei Wochen in Deutschland.
Barbara Esser ist seit 2009 Mitarbeiterin bei der Aktion Ferien vom Krieg und unterstützt die Partnerorganisationen in organisatorischen Dingen bei der Durchführung der Seminare.
Sie berichtet von zwei Wochen intensiver Arbeit der Teilnehmer und ihrer Betreuer. Ausgehend von den persönlichen Erfahrungen mit dem Konflikt im Alltag, werden die Unterschiede in der Geschichtsschreibung und den kollektiven Narrativen sowie die realen Interessenkonflikte um Land und Ressourcen in moderierten Diskussionen bearbeitet. Damit sind oft Wechselbäder der Gefühle, das Einstürzen fest gefügter Weltbilder und das Durchringen zu Kompromissbereitschaft verbunden.

Die Veranstaltung findet statt am Freitag, den 17.09.2013 um 20:00 Uhr im Infoladen Paderborn, Leostr. 75